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Beschlussarchiv

A1 2023
Arbeitsprogramm des Juso-Bundesvorstandes 2024/2025

Unser Selbstverständnis

Wir Jusos sind eine linke Jugendbewegung, die für eine sozialistische Gesellschaft der Freien und Gleichen kämpft, in der jede*r die Freiheit hat, über sein Leben selbst zu bestimmen, sich in seiner Arbeit und Freizeit selbst zu verwirklichen, ohne ausgebeutet oder unterdrückt zu werden. Dafür wollen wir das bestehende, ausbeuterische und kapitalistische Gesellschaftssystem überwinden. Als internationalistische Bewegung kämpfen wir unabhängig von Ländergrenzen und Nationalitäten gegen die kapitalistische Klassengesellschaft, in der sich der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit immer weiter verschärft. Als feministische Bewegung wollen wir das Patriarchat überwinden, denn nur die Überwindung der männlich dominierten Gesellschaft wird eine menschliche und gerechte Gesellschaft ermöglichen.

Wir sind das Bollwerk gegen Rechts und weichen den Faschist*innen keinen Millimeter. Wir kämpfen für die Welt, die unsere ist!

Wie die Welt ist

Aktuell beobachten wir, dass sich Klassenkonflikte immer weiter verschärfen. Die Ungleichheit nimmt national wie international immer weiter zu. In ökonomisch ohnehin schwierigen Zeiten sehen wir uns zusätzlich mit der Herausforderung konfrontiert, die viel zu lang aufgeschobene Verwirklichung einer klimaneutralen Gesellschaft endlich anzugehen. Die notwendige Transformation unserer Gesellschaft wird von Rechten und Neoliberalen blockiert, die die Privilegien ihrer Wähler*innen verteidigen, die seit Jahren mit ihrer Lebensweise die treibende Kraft sowohl der Ausbeutung der Arbeiter*innen als auch des Planeten sind.

Der Kampf gegen die Klimakrise ist ein Verteilungskampf. Ausbeutung, Krieg und Gewalt zwingt Millionen Menschen auf die Flucht. Dafür trägt auch der Globale Norden, Europa, Verantwortung. Doch statt Menschen auf der Flucht Schutz hier zu bieten, lässt die EU zu, dass diese Menschen an ihren Grenzen sterben und interniert sie in Lager. Wer ist es wert zu leben? Wer nicht? Rassismus und Kapitalismus werten Menschengruppen ab, um sie zu unterdrücken und weiter ausbeuten zu können. Rein darf nur, wer nach kapitalistischer Denklogik verwertet werden kann.

Rechte sind überall auf dem Vormarsch, auch in Deutschland. Sie profitieren von sozialer Ungleichheit, Armut und Zukunftsängsten. Sparpolitik, die Ideologie der Schwarzen Null gefährden den sozialen Frieden und die Demokratie.

Alle demokratischen linken Kräfte sind gefragt, sich dem entschieden entgegenzustellen. Wir akzeptieren nicht, dass Faschist*innen Mehrheiten in Land- und Kreistagen erringen, teilweise sogar in Verwaltungsämter gewählt werden. Nicht zuletzt aus unserer historischen Verantwortung als Teil der deutschen Sozialdemokratie werden wir das demokratische, linke Lager stärken. Wir wollen in allen Städten und Dörfern in Ost und West wieder die Oberhand gewinnen und die gesellschaftliche Debatte nach links verschieben.

In vielen Ländern der Europäischen Union ist die Situation noch prekärer. In Polen und Ungarn regieren rechtsautoritäre Regierungen, selbst im sozialdemokratisch geprägten Schweden haben Rechte übernommen und in Italien ist eine Faschistin Regierungschefin. Dem rechten Nationalismus, der spaltet, gegen Migrant*innen und Geflüchtete hetzt, Sozialabbau betreibt und nur von Hass und Ausgrenzung lebt, werden wir uns innerhalb der EU mit unseren Partner*innen entschieden entgegenstellen und bei den Europawahlen für linke Mehrheiten kämpfen.

Nicht nur in der EU, auch darüber hinaus werden Demokratien durch rechte Imperialist*innen bedroht. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt, dass ein friedliches Europa, das für die meisten in unserer Generation immer als selbstverständlich hingenommen wurde, fragiler ist, als wir dachten. Wir stehen solidarisch an der Seite derer, die ihre Demokratien gegen Feinde von außen verteidigen und unterstützen sie darin.

Der allgemeine Rechtsruck betrifft marginalisierte Gruppen umso mehr. Antifeminismus ist ein essenzielles verbindendes Element der neuen Rechten. Es ist ein Kampf gegen FINTA um ihre Arbeitskraft und ihre Körper weiter auszubeuten. Das äußert sich zum Beispiel durch sexualisierte Gewalt oder die Care-Krise. Weltweit leisten Frauen täglich über 12 Milliarden Stunden unbezahlte Care-Arbeit. Diese Arbeit bringt auch ökonomischen Mehrwert und hält das kapitalistische System so am Laufen.

Ebenso leiden migrantisierte Menschen zunehmend unter alltäglichen rassistischen Übergriffen, systematischer Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt und einer politischen Debatte, die die Gesellschaft immer mehr gegen sie aufhetzt.

Vor allem junge Menschen erkennen zunehmend, dass der Kapitalismus unser aller Leben gefährdet und bedroht. Sie wollen das nicht mehr hinnehmen und engagieren sich für ihre Zukunft, in der die Welt nicht mehr ist, wie sie ist. Sie kämpfen für eine bessere Welt, die Welt aller.

Unsere Zukunft

Unser Streben für eine demokratische, sozialistische Gesellschaft ist gleichbedeutend mit einer Welt ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Wir wollen, dass alle Menschen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben. Sowohl am gemeinsam erwirtschafteten Wohlstand als auch an der demokratischen Willensbildung. Um diese Gesellschaft der Freien und Gleichen zu verwirklichen, muss die kapitalistische Gesellschaft überwunden werden. Eine kapitalistische Gesellschaft, in der ökonomische Macht immer auch politische Macht bedeutet, wird niemals vollends demokratisch sein.

Wir wollen unsere Gesellschaft vollständig demokratisieren und damit den Menschen ermöglichen, unabhängig von ihrer Migrationsgeschichte, Race, Klasse und Geschlecht, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Wir wollen nicht, dass sie hilflos den Kräften der kapitalistischen Marktwirtschaft ausgeliefert sind und über ihre Körper gewaltvoll verfügt wird. Die sozialistische Gesellschaft, die wir anstreben, überwindet den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, sie wird unserer Überzeugung gerecht, dass alle Menschen gleich sind und niemand ausgebeutet werden soll. Sie ist die Verwirklichung einer menschlichen Gesellschaft, die einer kapitalistischen Gesellschaft eine Produktionsweise entgegensetzt, die in Einklang mit den natürlichen Ressourcen steht und die Bedürfnisse des Planeten, die notwendigerweise auch die Bedürfnisse der auf ihm lebenden Menschen sind, achtet.

Die Ausbeutung von Mensch und Planet muss enden. Um globale Gerechtigkeit zu schaffen, müssen wir unser Wirtschaften und unsere Außenpolitik dekolonisieren. Wir müssen anerkennen und wieder gut machen, dass wir als Globaler Norden seit Jahrhunderten den Globalen Süden massiv ausbeuten und zerstören. Wir kämpfen für eine feministische Gesellschaft ebenso wie gegen alle Formen der rassistischen Ausbeutung und Diskriminierung. Patriarchat, weiße Vorherrschaft und Kapitalismus bedingen sich gegenseitig und müssen zusammenhängend bekämpft werden.

Auch wenn uns als junge Menschen, die in einem kapitalistischen System aufgewachsen sind, es niemals möglich ist, final zu beschreiben, wie eine Gesellschaft im Detail aussieht, die die kapitalistischen Wirkungsweisen überwindet, werden wir durch solidarische Politik, die gesellschaftlichen Wohlstand einerseits umverteilt, andererseits konkret die ausbeutenden Mechanismen der kapitalistischen Marktwirtschaft beseitigt, eine sozialistisch demokratische Gesellschaft nach und nach verwirklichen.

Die politische Linke

Dies kann uns nicht alleine gelingen. Wir glauben an linke Massenbewegungen, die wir gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen - den Gewerkschaften und Gewerkschaftsjugenden, Umweltaktivist*innen, feministische und antirassistische Organisationen und andere Aktivist*innen innerhalb des linken Spektrums - im Sinne unserer Doppelstrategie organisieren wollen: Einerseits wollen wir ein Verband sein, der ein Zuhause für Menschen aus all diesen Bewegungen ist, andererseits wollen wir uns gemeinsam mit diesen Bewegungen organisieren, um die notwendige Veränderung unserer Gesellschaft zu erreichen. Politik findet für uns nicht nur in den Parlamenten, sondern vor allem auf der Straße statt. Wir wollen die Zersplitterung der gesellschaftlichen Linken beenden und stattdessen machtvolle gemeinsame Organisationen dem Erstarken rechter Diskurse entgegensetzen. Dafür braucht es ein inklusives Verständnis einer gesellschaftlichen Linken, die Brücken baut, statt sich aufzuspalten und ein inhaltliches Angebot, das den verschiedenen gesellschaftlichen Kämpfen innerhalb der gesellschaftlichen Linken eine gemeinsame Grundlage gibt. Unserem Verständnis nach ist die Vereinigung und Einigung der gesellschaftlichen Linken die historische Rolle der Sozialdemokratie – sie soll die Kämpfe zur Überwindung des kapitalistischen Systems zusammenzuführen. Als Jungsozialist*innen verstehen wir, wie zerstörerisch der Kapitalismus ist. Wir verstehen, wie er Hand in Hand mit der Klimakrise, Rassismus, Sexismus und anderen Menschenfeindlichkeiten geht. Es ist jetzt die Zeit, dass wir als politische Linke all jene zusammenführen, die für eine gerechtere Gesellschaft eintreten. Wir müssen jetzt die Chance nutzen einen emanzipatorischen Klassenkampf zu führen. Es braucht den Druck von der Straße für Veränderungen.

Verhältnis zur SPD

Wir Jusos verstehen uns als Bewegung, die viel stärker als die SPD die gesellschaftliche Debatte von unten verändern will.

Unsere starke Eigenständigkeit und Unabhängigkeit begreifen wir als Chance, die Veränderung, die die SPD dringend braucht, von innen anzutreiben. Die SPD muss sich insbesondere in Zeiten der wirtschaftlichen Krise stärker als Interessenvertretung der arbeitenden Klasse und der Unterdrückten verstehen. Wenn arme Menschen, niedrige Einkommensgruppen und marginalisierte Gruppen das berechtigte Gefühl haben, von einer Bundesregierung, die von der SPD angeführt wird, im Stich gelassen zu werden, dann besteht Handlungsbedarf und eine Kursveränderung ist erforderlich.

Wir werden unsere Kritik an unsere Mutterpartei stets konstruktiv, aber ebenso deutlich formulieren, wenn wir der Überzeugung sind, dass Regierungsentscheidungen nicht den Ansprüchen genügen, die an eine sozialdemokratisch geführte Regierung berechtigterweise gestellt werden.

Die Herausforderungen unserer Zeit erfordern echte Veränderung und mutige politische Maßnahmen. Diesem Anspruch wird die Ampel aktuell nicht gerecht. Die SPD muss sich dem entgegenstellen und den Kurs der Ampel korrigieren. Die Sozialdemokratie wird gebraucht: Wir brauchen mehr Umverteilung von oben nach unten und einen starken Staat, der sich von unnötigen Fesseln wie denen der Schuldenbremse befreit, um die gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen, die wir für sichere Arbeitsplätze, gute Infrastruktur, eine erstklassige Daseinsvorsorge, kurz eine gute Zukunft brauchen. Es braucht eine mutige und selbstbewusste Sozialdemokratie für echte Klimagerechtigkeit und eine solidarische und antirassistische Asyl- und Migrationspolitik. Mit uns Jusos ist zu rechnen – laut, kritisch und hart für die Sache! Für unsere Zukunft und die bessere Welt!

Situation des Verbandes

Die letzten Jahre waren für die Jusos als Verband anstrengend. Der Kampf gegen die Groko oder für eine Neuaufstellung unserer Partei. Besonders die Coronazeit ist nicht spurlos an uns vorbeigegegangen. Jahrelang war kein normales Zusammenkommen möglich, alles auf Distanz, digital und das in einer Zeit, wo besonders junge Menschen mental, finanziell und körperlich an ihre Grenzen kamen. Wir können nicht einfach zu back as usual zurückkehren. In den nächsten Jahren gilt es uns jetzt um unseren Verband kümmern. Insbesondere unsere Bildungsarbeit müssen wir wieder stärker in den Vordergrund stellen, als Verband inklusiver werden und unsere Doppelstrategie wieder stärker betonen. Auseinandersetzung der letzten Jahre haben teilweise einen stärkeren Fokus auf die Ereignisse innerhalb der SPD erforderlich gemacht. Jetzt ist es wieder wichtiger, stärker den Anschluss an die linke Zivilgesellschaft und aktivistischen Bewegungen zu suchen. Wir wollen Brücken bauen und als Verband die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese Bewegungen einen festen Platz innerhalb der Jusos haben und wir uns gegenseitig als Verbündete im Kampf um die gleichen Ziele begreifen.

Unsere inhaltlichen Schwerpunkte

Arbeitsstrukturen

Um die skizzierten Herausforderungen anzugehen, wollen wir gemeinsam als Verband an Lösungen und Visionen für die Probleme, denen wir gegenüberstehen, arbeiten. Daher werden wir unsere Basiskongresse, an denen alle Unterbezirke und Kreisverbände partizipieren können, fortsetzen. Mindestens zwei Basiskongresse finden gezielt zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Arbeitsprogramms statt. Wir werden außerdem in Projektstrukturen Themen intensiv in kleineren Gruppen zur Weiterentwicklung unserer Beschlusslage diskutieren. Daraus soll jeweils ein Antrag auf dem Bundeskongress entstehen. Unsere Schwerpunktthemen in den nächsten zwei Jahren umfassen dabei:

Feminismus

Als feministischer Richtungsverband ist für uns klar, dass wir einen stetigen Kampf gegen patriarchale Ausbeutung und Gewalt führen. Handlungsleitend für uns ist unser lila Faden, welcher dafür sorgt, dass sich Feminismus durch alle Praxis- und Theoriefelder durchzieht.

Bis heute herrscht keine Rechtssicherheit in Bezug auf Informationen über Schwangerschaftsabbrüche und es gibt nur einen erschwerten bis keinen Zugang zu diesen. Bis heute sind Abtreibungen im Strafgesetzbuch geregelt und das Selbstbestimmungsrecht über den weiblich gelesenen Körper muss überall auf der Welt immer noch und immer wieder erkämpft werden.

Die Absprache eigenen Willens und der Handlungsfähigkeit und Ausbeutung von Frauen durch das Patriarchat zieht sich durch alle Lebensbereiche. Durch ,,Neutralitätsgesetze” erlangt der Staat, welcher hier als verlängerter Arm des Patriarchats agiert, die Herrschaft über Hijabis. Durch (unbezahlte) Care-Arbeit, welche überwiegend durch FINTA geleistet wird, werden diese weltweit ausgebeutet. Sexualisierte Gewalt ist immer noch Alltag für viele FINTA.

Als Verband, dessen Grundpfeiler der Feminismus ist, ist es unsere Pflicht, den lila Faden in unserer Arbeit auf eine neue Ebene zu ziehen. Zuletzt haben wir uns im Schweriner Manifest mit unserem grundlegenden Feminismusverständnis auseinandergesetzt. Es ist jetzt an der Zeit, dieses zu vertiefen und auf die vielen Herausforderungen unserer Zeit zu übertragen. Deshalb wollen wir uns vertiefend mit der materialistischen und queerfeministischen Analyse des Feminismus auseinandersetzen. Eine intersektionale Perspektive ist dabei für uns immer sowohl inhaltlich als auch in unserer feministischen Praxis handlungsweisend.

Als Jungsozialist*innen betrachten wir Feminismus vor allem unter materialistischen Fragen. Die Unterdrückung von FINTA ist untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden. Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen, nicht zuletzt, weil sie bis heute einen Großteil der unentgeltlichen Sorgearbeit leisten, keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten und ihre Aufstiegschancen durch die gläserne Decke in erheblichem Maße schlechter sind. Damit sich das ändert, braucht es dringend eine Transformation der Arbeit.

Transmenschen und weitere Mitglieder der LGBTQIA+ Community sind von frühster Kindheit an häufig von Diskriminierung betroffen, was sich auch auf die Bildungskarriere auswirkt. Auf dem Arbeitsmarkt sind sie mit Vorurteilen und merklichen Hürden konfrontiert. Für uns ist daher klar, dass die Überwindung des Patriarchats immer mit der Überwindung des Kapitalismus einhergeht und umgekehrt die Überwindung des Kapitalismus immer mit der Überwindung des Patriarchats einhergeht.

In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen die Miete und das tägliche Leben nicht mehr leisten können, sind wir als Feminist*innen gefragt, um Lösungen anzubieten, die auch berücksichtigen, wie sehrFINTA und Women of Colour von besonderen materiellen Härten betroffen sind.

Besonders im Bereich der materialistischen Analyse wollen wir auch unsere gewerkschaftlichen Bündnispartner*innen berücksichtigen, da sie den Kampf um Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern und gute Arbeit auch für FINTA an vorderster Front führen.

Kampf gegen Rechts

Der Rechtsruck ist da! In Deutschland, Europa und der Welt halten Faschist*innen immer mehr Macht und Deutungshoheit im politischen wie gesellschaftlichen Diskurs.

Als Jusos ist es unsere historische Verpflichtung, Antidemokrat*innen, Rechtsextremist*innen und Faschist*innen zu widersprechen. Diese historische Verantwortung ergibt sich aus der deutschen Geschichte, aber auch aus der Verfolgung der Arbeit*innenbewegung.

Die Umfragen und Wahlergebnisse der sogenannten Alternative für Deutschland zeigen ein deutliches Bild: Unsere Demokratie ist nicht krisenfest genug und rechtsextremes Gedankengut ist weit verbreitet. In manchen Gebieten ist ein Großteil der Menschen bereit, eine offen rechtsextreme Partei zu wählen. Parallel dazu fischen Konservative am rechten Rand, indem sie offen zur Schau stellen, dass sie keine Brandmauer gegen Rechts besitzen.

Es braucht eine starke Gegenstimme zu rechten Narrativen und eine klare Gegenerzählung. Es braucht einen Kampf für Solidarität und gegen Menschenfeindlichkeit. Wir Jusos sind stabil gegen Rechts, wir sind die Kraft, die den Antidemokrat*innen und Faschist*innen etwas entgegensetzt und die für einen antifaschistischen Grundkonsens konsequent streitet.

Wir Jusos wollen durch Bildungsarbeit, Erinnerungs- sowie Gedenkkultur und Mobilisierung unseres Verbands jeder Normalisierung rechtsextremen Gedankenguts widersprechen.

Durch die Stärke der extremen Rechten und ihrer Gewaltbereitschaft sehen sich vielerorts Genoss*innen enormen Angriffen ausgesetzt. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen und unsere volle Solidarität spüren zu lassen.

Insbesondere die sogenannte „neue Rechte“ versucht durch neue Methoden und ein neues Wording extrem rechte Verschwörungsideologien, Narrative und Politik salonfähig zu machen. Wir werden diesen immer wieder die Maske herunterreißen und auch diese Faschist*innen als Faschist*innen benennen. 

Gerade durch das Erstarken der extremen Rechten sind die Erfolge, die eine gesellschaftliche Linke in den letzten Jahren einfahren konnte, in Gefahr. Seit Jahren bereitet die extreme Rechte den gesellschaftlichen Rollback vor. Angriffe auf CSDs, Angriffe auf Transmenschen und Angriffe auf die reproduktiven Rechte von Frauen gehören mittlerweile zum Alltag. Faschist*innen gewinnen an Deutungshoheit in Deutschland und Europa. Wir Jusos stellen uns jedem Rollback entgegen und streiten für Fortschritte und individuelle Rechte für alle Menschen. 

Verteilungskämpfe

Trotz aller Erfolge sozialistischer und sozialdemokratischer Bewegungen in den letzten 200 Jahren bleibt unsere Gesellschaft trotz neuer Regulierungsmodi, geprägt durch die kapitalistische Produktionsweise und den mit ihr einhergehenden gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen. Der Widerspruch in den Interessen zwischen Kapital und Erwerbsarbeit zeigt sich in einer zunehmenden Zuspitzung des von Oben nach Unten geführten Klassenkampfes, welcher aktuell insbesondere dadurch geprägt ist, durch scheinbar neue Organisationsformen, verbriefte Schutzrechte zu umgehen und gleichzeitig ausgebeutete Gruppen gegeneinander auszuspielen. Gleichzeitig führt die Akkumulationstendenz von Kapitalkonzentration nicht nur zu einer ungleichmäßigen und völlig ungerechten Verteilung von Kaufkraft und Wohlstand in unserer Gesellschaft, sondern über die Umwandlung ökonomischen Kapitals in andere Kapitalformen auch zu einer Ungleichverteilung politischer Macht. Ergebnis dieser Ungleichverteilung und des von Oben nach Unten geführten Klassenkampfes ist, dass weder die durch die aktuelle Wirtschaftsordnung erzeugte Primärverteilung noch die vorhandenen Systeme sozialer Sicherung in der Lage sind, Armut zu unterbinden.

Es bleibt dabei: Egal ob Klimakrise, Krisen im Gesundheitssektor oder der gefährliche Aufstieg der globalen Rechten, all diese Krisen tragen die Handschrift des Kapitalismus, denn die Krise Kapitalismus ist multidimensional. Der Kapitalismus wandelt sich und schafft neue Probleme und Herausforderungen. Um den Kapitalismus wirksam zu bekämpfen, müssen wir verstehen, welche Facetten und Auswirkungen der Kapitalismus unserer Zeit hat und ganz klar die Verteilungsfrage stellen!

Nachdem wir Jusos in den letzten zwei Jahren das Steuersystem aus dieser Perspektive in den Blick genommen haben, wollen wir deshalb nun die in unserer Gesellschaft vorhandenen bzw. fehlenden Systeme sozialer Sicherung in den Blick nehmen und auch hier Veränderungsvorschläge in der Tradition antikapitalistischer Strukturreformen entwickeln, systematisieren und in die politische Debatte in Partei und Gesellschaft einspeisen.

Ebenfalls wollen wir in diese Frage die globale Perspektive einbeziehen. Als sozialistischer und internationalistischer Verband macht unser Kampf gegen den Kapitalismus nicht an Ländergrenzen halt. Durch die Globalisierung dieser Strukturen, koloniale Kontinuitäten und der Durchsetzung kapitalistischer Mechanismen in der Mehrheit der Länder stehen wir hier ganz klar einer globalen Herausforderung gegenüber: Arbeiter*innen, BIPOCs, FINTAs werden systematisch durch die herrschende, meist männliche und weiße Klasse ausgebeutet. Prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse in den unterschiedlichsten Ausprägungen stützen ein auf Ungleichheit und Profitinteressen fokussiertes System.

Europawahl

Vor der Wahl 2024 steht die Europäische Union an einem kritischen Wendepunkt. Die europäische Politik wurde in den vergangenen Jahren insbesondere von den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, den Nachwirkungen der Pandemie und der Energiekrise sowie den Herausforderungen im Zusammenhang mit globalen Fluchtbewegungen und Migration geprägt. Diese Entwicklungen haben die Grundlagen für die politische Zusammenarbeit in Europa nachhaltig verändert. Wir erleben einen aufsteigenden Nationalismus und Faschismus in den Mitgliedstaaten der EU. Von der offen (post-)faschistischen Regierung in Italien bis hin zum erstarkenden rassistischen Rassemblement National in Frankreich erleben Europafeind*innen einen Aufschwung. Sie wollen das ursprünglich als transnationales Friedensprojekt gewachsene europäische Projekt abschaffen. Mehr denn je braucht es deshalb eine junge, linke und progressive Vision für das Europa des 21. Jahrhunderts.

Auch die sicherheitspolitische Rolle der Europäischen Union ist spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine umso mehr in den Fokus gerückt. Die Europawahl wird richtungsweisend sein. Wir wollen die Union als solidarisches und friedensstiftendes Bündnis voranbringen, dass sich konsequent gegen Autokratien und andere Gefahren für die Freiheit und Demokratie von Menschen und Staaten stellt.

Bei der kommenden Europawahl können erstmals junge Menschen in Deutschland bereits ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben und darüber entscheiden, wie die Zukunft Europas aussehen soll. Als größte linke politische Jugendorganisation sind wir Jusos in der Pflicht, unsere Stimme laut und deutlich zu erheben. Wir stehen für ein Europa, das feministisch, antirassistisch und anti-kapitalistisch ist. Es ist unerträglich, dass jeder vierte Mensch in der Europäischen Union in Armut lebt oder von Armut bedroht ist. Wir brauchen ein Europa, das soziale Rechte in den Mittelpunkt stellt und gegen jede Form von Unterdrückung und Ausbeutung kämpft. Ein Europa, dessen Anspruch des Überwindens von nationalstaatlichen Grenzen nicht an der EU-Außengrenze aufhört und ein Leben in Wohlstand, Würde und Freiheit für alle Menschen garantiert. Mit uns wird es keine Festung Europa geben, die sich nach außen abschottet und weiterhin wirtschaftlichen Wohlstand auf Kosten des Globalen Südens erwirtschaftet.

Verbandsarbeit

Awarenessarbeit

Als Jusos kämpfen wir für eine Welt, die frei von Unterdrückung und Diskriminierung ist. Wir stellen uns gegen jede Art von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Daher setzen wir auch innerhalb unseres Verbandes auf Strukturen, die diskriminierendes Verhalten unterbinden. Mit Maßnahmen wie der verpflichtenden Gender-Plena bei all unseren Veranstaltungen wollen wir, dass Männer in unserem Verband ihre Männlichkeit und die damit einhergehenden Privilegien kritisch reflektieren und aufarbeiten. Gleichzeitig ermöglichen wir FINTA einen safer space für Vernetzung, Bildung und Austausch.

Feministische Themen müssen weiterhin eine prägende Rolle in der inhaltlichen Ausrichtung unserer Veranstaltungen spielen, damit wir uns auch als Gesamtverband verpflichten, uns mit der feministischen Perspektive auseinanderzusetzen. Darüber hinaus müssen unsere Podien quotiert besetzt sein, ebenso wie Redner*innenlisten. Wir wollen außerdem das Format von Critical Whiteness Seminaren im Verband ausbauen, um so antirassistische Strukturen zu stärken.

Wir verpflichten uns außerdem, bei all unseren Veranstaltungen barriereärmer zu werden. So ist Ableismus immer noch tief in unserer Sozialisation verankert, wodurch bei der Durchführung von Veranstaltungen oft die Barrierearmut unzureichend mitgedacht wird. Gemeinsam mit dem Juso-Bundesbüro wollen wir solche Strukturen abbauen, um allen im Verband gleichermaßen die Partizipation an unseren Veranstaltungen zu ermöglichen.

Ebenfalls sind psychische Probleme und Krankheiten oft Tabu-Themen in politischen Kontexten. Oft fehlt es hier an der notwendigen Sensibilität, obwohl psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind und unter jungen Menschen zunehmen. Für uns gilt: Mental health matters! Daher wollen wir psychisch belastende Strukturen für unsere Mitglieder abbauen und eine offene Verbandskultur fördern, in der psychische Krankheiten nicht weiter stigmatisiert werden.

Unser Verband ist vielfältig zusammengesetzt. Wir alle kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen mit unterschiedlichen Interessen und das ist gut so! Was uns eint, ist das Streben nach einer Welt der Freien und Gleichen! Der Kampf für diese kann sehr verschieden aussehen, aber klar ist: Unsere Bildungsangebote sind ein großer Teil davon. Deshalb wollen wir im Verband rein akademischen Debatten eine Absage erteilen. Jede*r soll die Möglichkeit haben, an unseren Bildungsveranstaltungen zu partizipieren und sich aktiv einzubringen.

Für arme Menschen ist es schwer, am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren und man hat nicht die gleiche Möglichkeit der politischen Teilhabe. Das reproduziert sich auch in unserem Verband. Junge Menschen sollen unabhängig vom Geldbeutel an unserem Verband teilhaben können. Auch hier werden wir mit dem Bundesbüro Schritte erarbeiten, die Hürden abzubauen.

Eine große Rolle zum Abbau von diskriminierenden und unterdrückenden Strukturen nimmt unsere Awareness-Arbeit ein. Wir dulden keinen Sexismus, keinen Rassismus, keinen Antisemitismus, keine Queerfeindlichkeit, keinen Ableismus und sonstige Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Gewalt auf unseren Veranstaltungen! Wir wollen weiterhin auf allen unseren Veranstaltungen mit Awareness-Teams ansprechbar sein, damit sich alle wohlfühlen und diskriminierendes Verhalten nicht konsequenzenlos bleibt. Allerdings nehmen wir den Bedarf nach einer ständig erreichbaren Awarenessarbeit ebenfalls wahr und wollen diese daher ausbauen. Deshalb werden wir unser Awarenesskonzept überarbeiten, neue Strukturen einführen und spätestens zum Bundeskongress 2024 einen Antrag dazu einzubringen. Wir wollen, dass das Awarenesskonzept Teil unserer Verbandsstrukturen wird. Bei der Erstellung sollen sowohl die Landesverbände und Bezirke beteiligt sein und miteinbezogen werden. Dabei ist für uns klar, dass wir für diesen Prozess auf die Unterstützung von professionellen Dritten zurückgreifen, welche über fundierte Erfahrungen in der Erstellung von Awarenesskonzepten verfügen.

Bildungsarbeit

Als sozialistischer Richtungsverband ist eine unserer wichtigsten Aufgaben die politische Bildungsarbeit für unsere Mitglieder. Indem wir Wissen vermitteln, zum kritischen Hinterfragen der kapitalistischen Gesellschaft anregen und dabei allen möglichst niedrigschwellig ein Angebot machen, befähigen wir unseren Verband und seine Mitglieder dazu, jungsozialistische Positionen zu erarbeiten, weiterzugeben und nach außen zu vertreten.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf unseren Grundwerten Sozialismus, Feminismus, Internationalismus. Ebenfalls sind uns antifaschistische und antirassistische Themen sehr wichtig. Neben der wichtigen inhaltlichen Arbeit, die sich anhand unserer Grundwerte aufbaut, ist es uns ebenfalls ein Anliegen, praktische Skills der alltäglichen politischen Arbeit an unsere Mitglieder weiterzugeben. Mit unseren Basiskongressen, den Projekten, den Vernetzungen und den Empowerment-Programmen schaffen wir ein umfassendes Bildungsangebot für unsere Mitglieder. Wir bewahren außerdem gut bewährte Formate wie das Politikdiplom bei.

Gleichzeitig bleibt es unser Ziel, möglichst viele Mitglieder niedrigschwellig zu erreichen. Deshalb wollen wir in den kommenden zwei Jahren ein digitales Bildungsprogramm schaffen, auf welches die Landesverbände und Bezirke sowie die Unterbezirke und Kreisverbände Zugriff haben. Unsere Bildungsangebote sollen nicht zu einer Konkurrenzsituation mit den Veranstaltungen der Landesverbände und Bezirke führen. Daher intensivieren wir unsere Bildungsarbeit zeitschonend, indem wir Angebote parallel zu den Projekten schaffen. Als feministischer Richtungsverband ist uns das Bildungsangebot in diesem Bereich ein besonderes Anliegen. Deshalb werden wir Bildungsangebote zu den feministischen Theorien schaffen. Darüber hinaus schaffen wir Bildungsangebote im Bereich Antirassismus und sozialistischer Theorie.

Grundlagenarbeit ist ein zentrales Element unserer Bildungsarbeit, weshalb wir Musterseminare anbieten werden. Aus diesem Angebot heraus entsteht für unsere Mitglieder ein breiter Werkzeugkasten, welcher alle Tools bietet, den sozialistischen Kampf führen zu können.

Wir etablieren zeitnah ein digitales Beschlusswiki, um die inhaltliche Arbeit der Verbände sichtbarer und nutzbarer zu machen.

BIPOC Vernetzung

Struktureller und gesellschaftlicher Rassismus sind ebenso wie in allen politischen Institutionen Teil unseres Verbandes. Noch immer sind BIPoC in politischen und verbandlichen Führungspositionen unterrepräsentiert. Deshalb werden wir, wie es sich bewährt hat, erneut ein BIPoC-Empowerment Programm organisieren, dass das Ziel hat, zukünftige Funktionsträger*innen, die von Rassismus betroffen sind, zu empowern und für die aktive Teilhabe am Verbandsleben zu ermutigen.

Teilnehmer*innen sollen dazu befähigt werden, antirassistische Inhalte in den Verband zu tragen und politisch nach außen vertreten zu können. Es sollen Tools, Skills und Methoden zum Umgang mit den rassistischen und weißen Strukturen innerhalb der Partei, dem Verband und der Gesellschaft vermittelt werden. Zudem soll durch das Programm die Vernetzung und der Austausch unter den Teilnehmer*innen sowie mit unseren antirassistischen Bündnis-Partner*innen gewährleistet werden. Das Ziel ist es, antirassistische Multiplikator*innen zu stärken, die ihr Wissen und ihre Vernetzung ebenfalls in ihre Landesverbände und Bezirke tragen und langfristig daran mitwirken können, den Verband antirassistischer zu machen.

FINTA-Empowermentprogramm

Patriarchale Strukturen zu bekämpfen und langfristig zu überwinden, ist weiterhin eine der Hauptaufgaben unseres Verbandes. Dabei gilt es, den Fokus neben der Gesellschaft auch auf Probleme innerhalb unseres Verbandes zu legen. Auch wir dürfen nicht nachlassen, unsere Arbeit und unsere Strukturen aus feministischer Perspektive zu reflektieren und FINTA zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.

Daher sehen wir die Fortführung des FINTA-Empowerementprogramms als obligatorisch an. Damit schaffen wir einen geschützten Raum für FINTA, der zur Vernetzung, aber auch zur methodischen und vor allem inhaltlichen Weiterbildung dienen soll.

Ostvernetzung

Die Ostvernetzung der Jusos hat sich in den vergangenen Jahren etabliert und ermöglicht den Austausch und die verbesserte Zusammenarbeit ostdeutscher Landesverbände.

Wir möchten auch in den kommenden zwei Jahren diesen Vernetzungsraum erhalten und damit die ehrenamtliche, jungsozialistische Arbeit vor Ort stärken.

Unser Anliegen ist außerdem, dass über die Ostvernetzung wichtige Perspektiven in den gesamten Bundesverband getragen werden und so ein inhaltlicher Fokus auf drängende Themen, die vor allem in Ostdeutschland von Bedeutung sind, gesetzt wird.

Über die Ostvernetzung hinaus werden wir die bis heute bestehenden spezifischen Herausforderungen Ostdeutschlands nicht allein den ostdeutschen Landesverbänden überlassen, sondern sie in all unseren Projekten und in der Arbeit des Bundesverbands einbringen.

Internationales

Als internationalistischer Richtungsverband bekämpfen wir Unterdrückungsverhältnisse und den Kapitalismus international. Das tun wir eingebettet in unsere europäische Dachorganisation, die "Young European Socialists (YES)” und unsere internationale Dachorganisation die “International Union of Socialist Youth (IUSY)”. Durch unsere Mitglieder in den entsprechenden Gremien der Dachverbände tragen wir unsere Juso-Positionen auf europäische und internationale Ebene und profitieren vom Austausch und der Vernetzung mit unseren Genoss*innen weltweit. Als Jusos haben wir in beiden Organisationen eine tragende Rolle, die wir auch in Zukunft verantwortungsvoll wahrnehmen werden. Damit der gesamte Verband von der Arbeit in unseren Dachorganisationen profitiert, wollen wir mehr Synergien schaffen und unsere internationalen Partner*innen in unsere weiteren Veranstaltungen, wenn möglich einbinden, sowie dem Verband möglichst breit eine Partizipation an den Veranstaltungen unserer Dachorganisationen ermöglichen.

Zuletzt haben wir in Verbandsformaten in der Breite internationale Themen diskutiert und unser Europawahlprogramm erstellt. Das wollen wir auch in den kommenden zwei Jahren unter der Einbindung unserer Dachorganisationen mit internationalen Themen tun. Dazu werden wir mit Interessierten an internationaler Politik aus den Landesverbänden und Bezirken Formate organisieren, an denen wir uns vertiefend unter anderem mit der Klimakrise und weiteren Fragestellungen auseinandersetzen. Mit der Durchführung wollen wir die Beschlusslagen der Jusos im internationalen Bereich aufgreifen und weiterentwickeln. Wir wollen zusätzlich den Aspekt der Vernetzung stärken, indem wir an internationalen Themen interessierte Genoss*innen sowie Genoss*innen aus unseren Dachverbänden miteinander in Kontakt bringen.

Geleitet wird das Format durch die zuständigen Bundesvorstandsmitglieder für den internationalen Bereich und unsere Vertreter*innen der internationalen Dachverbände. Dabei werden sie vom*von der internationalen Sekretär*in unterstützt. 

Bündnisarbeit

Als Jusos wollen wir unsere Kämpfe Seit’ an Seit’ mit unseren Bündnispartner*innen führen. Für uns gilt dabei die Doppelstrategie: In die Parlamente sowie in unsere Partei und gleichzeitig auf die Straßen! Wir müssen den emanzipatorischen Klassenkampf über den aktivistischen Kampf auf der Straße führen - von unserer Solidarität mit dem gewerkschaftlichen Arbeitskampf bis hin zu der Arbeit mit den Jugendverbänden in der politischen Bildungsarbeit, um möglichst viele Menschen zum gemeinsamen Kampf zu mobilisieren. Denn: Nur wir Jusos haben das Potenzial, verschiedenste linke Aktions- und Bewegungsformen zu vereinen und so für eine Welt zu kämpfen, die unsere ist.

Der Arbeitskampf mit den Gewerkschaften, die antifaschistische Bündnis-Arbeit und die Solidarität mit feministischen und antirassistischen Organisationen gehören zu den tragenden Säulen unserer Bündnis-Arbeit. Ebenso wollen wir mit migrantischen Selbstorganisationen enger zusammenarbeiten. Der Kampf gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus sind ebenso unabdingbarerer Teil unserer Bündnisarbeit. Die aktuell stattfindende rechte und menschenverachtende Polarisierung um Klima-Aktivismus und Straßenprotest ist alarmierend und als Jusos werden wir deshalb auch mit der Klimabewegung weiterhin solidarisch und laut für eine linke und progressive Zukunft kämpfen.

In Anbetracht der anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen wollen wir einen Fokus auf das Netzwerk solidarischer Osten legen, um die demokratische Zivilgesellschaft im Osten zu unterstützen und für ihre und unsere Belange zu streiten.

Wir wollen Synergien aus dieser Bündnisarbeit ziehen, indem wir Bündnispartner*innen auch in unsere Verbandsbildung miteinbeziehen.

Verbandskommunikation

Wir machen es uns zur Aufgabe, den Verband zusammenzubringen, zur Teilnahme an Veranstaltungen zu motivieren und Partizipationsmöglichkeiten für alle zu schaffen, unabhängig von Verbandserfahrung oder anderen Voraussetzungen.

Dafür ist eine intensive Kommunikation mit allen Mitgliedern wichtig. Eine anschauliche und verständliche Informationsvermittlung via Mail bietet die Grundlage unserer Kommunikation. Diese wollen wir jedoch mit weiteren Formen ergänzen, wie beispielsweise eine aktive Nutzung des Telegram-Kanals oder eine übersichtliche Homepage sowie einfach zugängliche Online-Materialien. Um auch unsere neuen Mitglieder schnell und gezielt in unsere Strukturen zu etablieren, wollen wir Neumitglieder-Pakete für diese bereitstellen. Durch ein ergänzendes digitales Beschlusswiki sollen unsere Mitglieder sich online einfach über unsere Beschlüsse informieren könne.

Nicht nur mit den Mitgliedern, sondern auch mit den Landesverbänden und Bezirken soll eine intensive Kommunikation gepflegt werden, die nicht alleine der Informationsweitergabe dienen, sondern auch den Raum für Austausch schaffen soll. Auch halten wir es für essentiell, gemeinsam auf bundespolitische Entwicklungen und anstehende Themen im Bundestag zu reagieren. All dies möchten wir durch regelmäßige gemeinsame Schalten erreichen. Darüber hinaus soll natürlich auch das Bundesbüro weiterhin für alle Fragen der LV/BZs ansprechbar sein. Ebenfalls soll der Bundesausschuss weiterhin als Vorbereitung und Ergänzung des Bundeskongresses dienen. Die Sitzungen sollen dabei möglichst an Veranstaltungen gekoppelt sein, um Aufwand und Wege zu sparen.

Die Organisationspolitische Kommission ist ein etabliertes Format für den Austausch zwischen den haupt- und ehrenamtlichen (politischen) Geschäftsführer*innen in unserem Verband. Das Format wollen wir zur organisatorischen Planung unserer Verbandsarbeit fortsetzen.

Zusätzlich möchten wir auch vor Ort Präsenz zeigen und die Juso-Verbände bei wichtigen Terminen oder Ereignissen unterstützen. Dazu zählen primär die anstehenden Landtagswahlkämpfe und der Europawahlkampf, bei denen wir aktiv vor Ort dabei sein möchten. Auch bei wichtigen Kundgebungen oder Demonstrationen, wie beispielsweise am 1. Mai oder als Antwort auf rechte Bewegungen wollen wir Präsenz zeigen.

Öffentlichkeitsarbeit & Kampagnen

In unserer Öffentlichkeitsarbeit wollen wir bestimmte Kampagnen besonders hervorheben. Dazu zählen neben der Europawahl und den ostdeutschen Landtagswahlkämpfen unsere jährlich stattfindenden Kampagnen zum 1. Mai, zum feministischen Kampftag, zum Black History Month, zum Ausbildungsstart und zum Christopher Street Day. Darüber hinaus wollen wir die Abschaffung der §§218 und unseren Kampf für eine klimagerechte Zukunft weiterhin in unserer Kampagnenarbeit sichtbar machen. Dafür wollen wir unsere Teilnahme an Demonstrationen, Wahlkampf-Formaten und anderen Veranstaltungen sowohl digital durch Story-Begleitungen auf Instagram, Posts auf Instagram und TikTok Videos als auch analog durch Kampagnen-Materialien, die wir an die UBs/KVs verteilen, begleiten. Dazu werden wir thematisch passende Kampagnen entwickeln.

Ebenfalls wollen wir ein würdiges Gedenken zu den Jahrestagen des Anschlags in Hanau, des Anschlags in Halle, des Anschlags auf Utoya und dem damit zusammenhängenden Anschlag auf das OZE München als Verband begehen und mit unseren Bündnispartner*innen organisieren. Im Jahr 2025 ist das Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz seit 80 Jahren von der Roten Armee befreit. Als antifaschistischer Verband betrachten wir es in Zeiten des wachsenden Antisemitismus als unsere Aufgabe, das Gedenken an die Shoa aufrechtzuerhalten. Wir werden niemals vergessen und wollen deshalb eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz organisieren.

Landtagswahlen Ost

In den drei ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen finden im Jahr 2024 Landtagswahlen statt. Diese Wahlen werden entscheidend sein für die Frage, inwiefern demokratische Kräfte noch mehrheitsfähig sind. Die rechtsextreme AfD konnte in den vergangenen Jahren enorme Zugewinne in den Umfragen erzielen und hat zuletzt auch eine Landratswahl in Thüringen sowie eine Bürgermeisterwahl in Sachsen-Anhalt für sich entschieden.

Nicht nur einmal ist die Brandmauer gegen Rechts gefallen - die CDU ist zum Steigbügelhalter geworden und macht gemeinsame Sache mit der AfD in Kreistagen, in Stadträten und in Landtagen. Für uns als Jusos steht fest, dass wir dem etwas entgegensetzen müssen. Wir wollen zusammen als Bundesverband die Genoss:innen in Ostdeutschland bei ihren Wahlkämpfen unterstützen und organisieren eine Kampagne, die eine Zukunftsperspektive für junge Menschen in Ostdeutschland in den Fokus nimmt und dabei ein klares Gegenangebot gegen Rechts schafft.

Kommunalwahlen

Viele Jusos kandidieren für die kommunalen Räte. Das dieser Termin mit der Europawahl zusammenfällt, stellt für viele Landesverbände eine große organisatorische Herausforderung dar. Wir wollen die Landesverbände und ihre Kandidierenden unterstützen. Neben Merch Artikeln werden wir einen Fokus auf unsere Social-Media Kanäle legen. Hier wollen wir unseren Kandidierenden Raum schaffen und mit unserer Reichweite einen positiven Beitrag zum Erfolg von Kandidierenden beitragen.

Unser Muster-Kommunalprogramm wollen wir layouten und den Landesverbänden und Bezirken zur Verfügung stellen. Wir achten dabei darauf, neben einer Fließtextvariante auch einen Stichpunktekatalog zur Verfügung zu stellen, um eine praktische Hilfestellung anbieten zu können.

Europawahl

Während wir zuletzt unser Europawahlprogramm erarbeitet haben, wird in den nächsten Monaten der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Durchführung unserer Kampagne für die Europawahl liegen. Dazu wird der Bundesvorstand unsere Genoss*innen in den Landesverbänden und Bezirken tatkräftig unterstützen und Merch-Artikel entwickeln, die der Verband im Wahlkampf verwenden soll. Dafür wollen wir unter anderem eine Europa-Tour durch die Landesverbände und Bezirke organisieren. Aber auch online wollen wir unsere Vorstellungen eines gerechten und solidarischen Europas lautstark vertreten. Den Start unserer Kampagne wird unsere Jugendkonferenz Europa legen, bei der wir mit Genoss*innen aus allen Unterbezirken und Kreisverbänden für ein solidarisches Europa eintreten werden.

Bundestagswahl

Zur Vorbereitung auf die Bundestagswahl 2025 werden wir als Verband - wie auch bei der Bundestagswahl 2021 - eine Jugendkampagne organisieren. Flankiert werden soll diese mit einer Tour des Bundesvorstandes, um insbesondere Juso-Kandidierende zu unterstützen. Im Rahmen der Jugendkampagne werden wir aufbauend auf unseren Themen Merch erstellen, dass wir für die Unterbezirke und Kreisverbände zur Verfügung stellen. Wir wollen aus unserer Blase heraus wirken und junge Menschen für linke Inhalte begeistern. Hierzu werden wir eine Social-Media-Kampagne machen und über unsere Kanäle für unsere Inhalte werben. Wie das alles genau aussehen soll, wird der Bundesvorstand mit einem Antrag auf dem Bundeskongress 2024 vorstellen.

120 Jahre Jusos

Etwa bis zum Jahr 1904 existierten keine speziellen Jugendorganisationen innerhalb der Arbeiterbewegung. Innerhalb der SPD gab es zwar Auseinandersetzungen zwischen den "Jungen" und den "Alten", die auf dem Parteitag in Erfurt 1891 zu einem landesweiten Streik am 1. Mai führten. Als Reaktion darauf wurden einige Wortführer*innen aus der Partei ausgeschlossen. Organisatorische Strukturen entwickelten sich jedoch erst nach dem tragischen Selbstmord des 15-jährigen Berliner Lehrlings Paul Nähring am 3. Juni 1904. Nähring beging Suizid aufgrund quälender und demütigender Behandlung durch seinen Lehrmeister, was zu weitreichendem gesellschaftlichem Aufschrei und zur Gründung von Lehrlingsvereinen führte. Die offizielle Gründung sozialdemokratischer Lehrlingsvereine und einer eigenständigen sozialdemokratischen Jugendorganisation erfolgte schließlich auf den Parteitagen 1906 und 1907. Praktisch gesehen gab es jedoch zunächst nur wenig Aktivität, nicht zuletzt aufgrund von Verboten von Versammlungen junger Menschen.

Aus dieser Historie heraus entstanden die Jungsozialist*innen in der SPD. 2024 begehen wir unser 120-jähriges Jubiläum. In der Tradition der Arbeit*innen und Auszubildenden stehend, wollen wir dieses mit einem kleinen Festakt begehen.

Ausblick

Wir Jusos sehen uns in der maßgeblichen Rolle innerhalb der Sozialdemokratie und der gesellschaftlichen Debatte Veränderungen voranzutreiben und Diskursräume zu öffnen, mit dem Ziel, die sozialistische Gesellschaft der Freien und Gleichen zu verwirklichen. Dafür wollen wir in den nächsten zwei Jahren alles geben. Sowohl bei der Europawahl, der Bundestagswahl, der Landtags- und Kommunalwahlen ist ein wesentlicher Baustein dabei, Jusos in Verantwortung zu bringen, noch wichtiger ist aber ein klares, inhaltlich linkes Politikangebot, das unsere Vision einer gerechten Gesellschaft mit konkreten Politikvorschlägen auszufüllen mag. Dafür wollen wir in der gesellschaftlichen Debatte sichtbar und in linken Bündnissen auf der Straße präsent sein.

Gemeinsam nehmen wir uns der Aufgabe an, den Rechtsruck in unserer Gesellschaft zu bekämpfen, linke Ideen mehrheitsfähig zu machen und an einer besseren und gerechteren Zukunft für unsere Generation zu arbeiten.