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Beschlussarchiv

U4 2022
Bäume im Wald lassen - keine Förderung mehr für Pelletheizungen

Antrag U04-NEU: Bäume im Wald lassen - keine Förderung mehr

für Pelletheizungen (Neufassung)

Allgemeinhin gilt das Heizen mit Holzpellets als klimaneutral und umweltfreundlich,
daher fördert der Bund die Umrüstung von Gebäuden auf eine Pelletheizung mit massiven
Fördersummen über das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) mit bis zu
55% der förderfähigen Kosten von höchstens 60.000 Euro und über die KfW
(Kreditanstalt für Wiederaufbau) mit dem Programm KfW 461 sogar mit bis zu 75.000
Euro, bzw. 50% der förderfähigen Kosten von maximal 150.000 Euro.
Der Kreislaufgedanke ist eine Einbahnstraße!
Die Begründung für diese massive Förderung beruht auf einer simplen Idee: Beim
Verbrennen von Holz wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Bäume in den
Jahrzehnten zuvor aus der Atmosphäre geholt haben. So gelangt, anders als bei
fossilen Brennstoffen, kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre – das Verbrennen der
Pellets ist nur Teil des CO2-Kreislaufs.
Manche EU-Länder, beispielsweise die Niederlande oder Dänemark ersetzen inzwischen
bereits Kohle durch Holzpellets, die sie stattdessen in ihren Kraftwerken verbrennen.
Doch beim Verbrennen der Pellets entsteht in sehr kurzer Zeit ein massiver CO2-
Ausstoß, der in die Atmosphäre gerät und dortbleiben wird, bis neue Bäume
nachgewachsen sind und über Jahrzehnte hinweg das CO2 wieder aus der Atmosphäre
aufnehmen werden.
Doch die Klimakrise ist jetzt! Die nächsten Jahre sind entscheidend für das Gelingen
der Energiewende und das Erreichen unserer Klimaziele. Wir müssen in den nächsten
Jahren massiv CO2 einsparen, nicht ausstoßen. Wenn Holz fossile Energieträger
ersetzt, wird seine Verbrennung die Erwärmung unserer Erde über Jahrzehnte bis
Jahrhunderte verstärken, schreiben über 500 Wissenschaftler*innen in einem offenen
Brief an die Staatsoberhäupter der USA, EU, Japan und Südkorea. Auch diese
Wissenschaftler*innen fordern die Subvention von Holzverbrennung zu streichen und sie
nicht mehr als klimaneutral zu bezeichnen.
Wir fordern daher, dass Holzverbrennung nicht weiter als klimaneutral gilt.

Zusätzlicher Schaden durch Importe und Abholzung natürlicher Wälder
Befürworter*innen der Holzverbrennung argumentieren oft mit der Resteverwertung: Bei
der Holzverarbeitung, z.B. zu Möbeln, entstehen Sägespäne, auch Rinde und Äste
bleiben übrig, die anders kaum genutzt werden können und daher zu Pellets verarbeitet
werden. Doch aus dem neuen Report der Forest Defenders Alliance (FDA) geht hervor,
dass nicht ausschließlich Reste, sondern offenbar auch massenweise ganze Holzstämme
verbrannt werden – die, zumindest teilweise, auch anders verwendet werden könnten.
Zur Verwertung von Holzresten (wie beispielsweise Sägespänen, Ästen und Rinden) soll
ein Konzept erarbeitet werden welches die Verbrennung von anderweitig
nutzbarem Holz unterbindet, aber eine eventuelle Vollverwertung bereits gefällter
Bäume durch Resteverwertung ermöglicht.

Die Industrie hinter der Pelletverbrennung wächst, und die Pellets werden bereits
teilweise aus den USA nach Europa importiert – dieser Import verursacht weitere CO2-
Emissionen, die zum Ausstoß bei der Verbrennung der Pellets noch obendrauf kommen.
Neben dem durch Transport verursachten Emissionen entstehen auch ökologische Schäden
durch die steigende Nachfrage nach Holzpellets. Im Südosten der USA werden natürliche
Wälder abgeholzt und durch Fichten-Plantagen aufgeforstet – ohne Rücksicht auf die
negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Außerdem werden durch die Nachfrage
nach Pellets Anreize dafür geschaffen, dass Bäume früher gefällt und verarbeitet
werden, sodass sie auf die gesamte Dauer insgesamt weniger CO2 absorbieren.
Aber auch in Europa fallen Bäume der Verbrennung zum Opfer. Dadurch wird der Druck
auf unsere Wälder erhöht – dabei sind sie, auch angesichts von Trockenheit und
Dürren, Borkenkäferbefall oder Sturmschäden schützenswerter als je zuvor – die
Eingriffe in die natürliche Ressource Wald sollten daher so gering wie möglich
gehalten werden.

Und nicht nur legal werden natürliche Wälder abgeholzt, sondern auch illegal. Die
letzten Urwälder Europas liegen in Rumänien und in den Karpaten – dort sind große
Unternehmen tätig, aber auch kriminelle Gruppen, die den Urwald illegal kahlschlagen.
Doch was Korruption und Profitgier hier zu zerstören drohen, ist ein Naturparadies,
das mit Blick auf die Klimakrise eine besondere Bedeutung hat. Anderswo längst
ausgestorbene Pflanzen, Luchse, Bären und Wölfe haben hier ein Zuhause – genauso wie
unzählige uralte Bäume. Eine einzige 150 Jahre alte Buche kann allein 9 Tonnen CO2
absorbieren – so viel, wie 56.000 km Autofahrt ausstoßen würden.

Die Fein(staub)heiten
Wir alle erinnern uns an „Diesel-Gate“, spätestens seitdem wissen wir: Feinstaub in
unserer Luft ist gefährlich und schlecht für unsere Gesundheit. Die
Feinstaubbelastung unserer Luft wird nicht nur durch Verbrennermotoren
vorangetrieben, sondern auch durch das Verbrennen von Holz. Die kleinen Partikel
können Schleimhautreizungen auslösen, aber auch Krebs oder neurologische
Erkrankungen. Die Feinstaubemissionen bei der Verbrennung von Holz sind noch um ein
Vielfaches höher als bei der Verbrennung von Kohle und Öl. Es gibt zwar
hocheffiziente Staubfilter oder elektrische Partikelabscheider, mit denen die
Holzheizungen aufgerüstet werden können – jedoch filtern auch sie nicht alle Partikel
heraus. Während die Freisetzung solcher Partikel bei Waldbränden kaum vermeidbar ist,
kann durch den Verzicht auf Holzverbrennung ein Beitrag zur Verbesserung der
Luftqualität geleistet werden.
Das Verbrennen von Holz ist also nicht nur aus Klimaschutzgru nden zu vermeiden,
sondern auch aus Gründen des Gesundheitsschutzes und der Lebensqualität in unseren
Städten und Dörfern.
Gerade auch aufgrund der steigenden Heizkosten ersetzen oder ergänzen immer mehr
Menschen ihre Heizquellen auf Pellets. Daher fordern wir, dass die Förderung von
Pelletheizungen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) über das
BAFA und die KfW eingestellt wird und stattdessen die Förderungen für solarthermische
Anlagen und Wärmepumpen zum Beheizen von Gebäuden erhöht werden. Haushalte, die von
einer kompletten Umstellung der Heizquellen betroffen sind, sollen schnellstmöglich
auf erneuerbare und klimaneutrale Heizsysteme umgestellt werden. Dafür soll von
staatlicher Seite der Umbau erleichtert und gefördert werden.
Bei der Einstellung der Förderung soll eine Übergangsfrist bis 2025 gewährt werden.