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Beschlussarchiv

U1 2022
Schutz und Erhalt des Wattenmeeres!

Antrag U01: Schutz und Erhalt des Wattenmeeres!

Seit 13 Jahren besitzt das Wattenmeer die Auszeichnung “Unesco-Weltkulturerbe”. Damit
das Wattenmeer auch in Zukunft erhalten bleibt und somit der Fortbestand des
einzigartigen Lebensraumes gesichert ist, müssen wir jetzt Initiative zeigen und
unsere Umwelt schützen. Schließlich umfasst das Wattenmeer ein Schutzgebiet von 1,2
Millionen Hektar.
Die Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeeres müssen daher konsequent, aber ausgewogen
sein, um die vermeintlichen Spannungen zwischen dem unbedingten und alternativlosen
Schutz dieses Ökosystems mit den bestehenden, sowie zukünftigen Herausforderungen,
wie beispielsweise die Energiewende, insbesondere durch Windenergie, zu überwinden.
Unser Ziel ist die Vereinbarkeit von Natur- und Umweltschutz mit dem Anteil der
gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die der Raum der Nordseeküste und der Nordsee
darüber hinaus hat

Förderung von Bildung
Um hinsichtlich der ökologischen Bedeutung des Wattenmeeres ein Bewusstsein zu
schaffen, gilt es ein umfangreiches Angebot an Informations- und Bildungszentren zu
fördern. Außerschulische Lernorte, aber auch touristische Angebote im
Bildungsbereich, sind hierfür die Grundlage. Die Wattenmeer Besucherzentren
Wilhelmshaven und Cuxhaven, aber auch die weiteren 17 Nationalpark-Häuser in
Niedersachsen bilden hierfür die Grundlage. Daher fordern wir den Erhalt, den Ausbau
und die Unterstützung des bestehenden Bildungsangebotes rund um das Wattenmeer.

Wattenmeer:
Das Wattenmeer stellt einen der artenreichsten Lebensräume unseres Planeten dar.
Es beherbergt mehr als 10.000 Arten von Einzellern, Pflanzen und Tieren. Der Schutz
und Erhalt dieses Ökosystems ist oberste Priorität. Um die vielfältige Tier- und
Pflanzenwelt des Wattenmeeres zu erhalten, müssen Abfälle verringert und fachgerecht
entsorgt werden, Öl- und Gasförderung müssen reduziert werden, Fischerei und
Schifffahrt in sensiblen Bereichen beschränkt sowie die Fischerei auf eine
nachhaltige Form umgestellt werden. Zudem müssen im Wattenmeer wieder mehr natürliche
Prozesse zugelassen und Störungen durch Freizeitnutzung verringert werden. Ebenfalls
muss zum Schutz des Wattenmeeres die Vertiefung von Elbe und Ems gestoppt werden, da
zunehmender Schlickbefall und Sedimentsablagerung diesem sensiblen Ökosystem
zusätzlichen Schaden zufügen. Das Wattenmeer darf dazu nicht für wirtschaftliche
Interessen ausgenutzt werden, sonder muss vorrangig dem Umweltschutz unterstellt
sein. Um die natürliche Dynamik des Ökosystems zu erhalten fordern wir Jusos:

  • Artenschutz, in dem fremde Arten im Ökosystem Wattenmeer vermieden werden, die
    unbewusst in das Wattenmeer transportiert werden
  • weitere Zurückdrängung der Grundschleppnetzfischerei und Ausstattung der
    Fischereibetriebe mit alternativen und beifangarmen Fangmethoden sowie intensive
    Förderung von alternativen und beifangarmen Fangmethoden (insbesondere für Scholle
    und Seezunge)
  • die Beschränkung von Fischerei und Schifffahrt in sensiblen Bereichen. Dies gilt
    zum Beispiel in Mausergebieten von Wasservögeln und am Meeresboden mit seltenen
    Lebensgemeinschaften die weitere Eindämmung und wo möglich Vermeidung von Lärm, der der die
    Kommunikation zahlloser Arten stört- eine Verringerung und fachgerechte Entsorgung
    der Abfälle, sowie eine konsequente Verfolgung von Unternehmen, die sich nicht daran
    halten
  • eine Beendigung der Öl- und Gasförderung im Wattenmeer
  • Beendigung von Militärübungen im Wattenmeer
  • Beschleunigung der Munitionsberäumung in Nord- und Ostsee mit besonderem Fokus auf
    Meeresschutzgebiete
  • Schaffung nutzungsfreier Zonen (ganze Prielströme!) auf etwa 15 % der
    Nationalparkfläche
  • weitgehende Eindämmung der Miesmuschelfischerei sowie die Einrichtung von weiteren
    nicht bewirtschafteten Muschelbänken, um deren Rolle im Ökosystem und eine produktive
    Bewirtschaftung zu vereinbaren. Insbesondere innerhalb der Wasserwechselzonen, sollen
    Muschelbänke nicht bewirtschaftet werden mit besonderer Berücksichtigung von
    Miesmuscheln. Außerhalb der besonders schützenswerten Bereiche soll die Einrichtung
    von nachhaltigen Muschelaquakulturen als Alternative für die
    Muschelfischer*innenvorangetrieben werden
  • Verbot der Fischerei auf alle anderen Muschelarten
  • keine neuen Großbauprojekte wie bspw. Eindeichungen oder Bohrinseln im Watt. Neue
    Großbauprojekte können nur unterstützt werden, wenn eine gründliche Abwägung zwischen
    dem Erhalt des Ökosystems und dem gesellschaftlichen Nutzen, wie zum Beispiel den
    Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Meeresanstieges, stattgefunden hat.
  • die Schaffung einer Grundlage für Gewässerrandstreifen an allen Gewässern.
  • Wiederherstellung von Brack- und Salzwasser-Habitaten in Flußmündungen und Kögen
  • Den sofortigen Stopp von Elb- und Emsvertiefung
  • weitreichenden Schutz bedrohter Vogelarten – dafür braucht es zusätzliche Pläne zum
    Vermeiden von direkten Störungen, sensible Bereiche wie Hochwasserrastplätze und
    Brutgebiete müssen besser geschützt werden und Salzwiesen erhalten werden. Ebenso
    braucht es eine konsequentere Umsetzung des Jagdverbotes auf Zugvögel
  • Wir lehnen jegliche Bohrungen vor der Nordseeinsel Borkum ab. Gleichzeitig lehnen
    wir jegliche Form von schwimmenden Ölkraftwerken in der Nordsee ab. Beide Maßnahmen
    gefährden die Artenviel des Wattenmeeres.
  • Wir setzen uns für eine nachhaltige Entwicklung der Windkraft ein. Hierbei soll
    neben einer Entwicklung des Ausbaus, die die besonderen Bedingungen der Nordseeküste
    und Aspekte des Naturschutzes berücksichtigt insbesondere Beteiligungen für Kommunen
    und Preisnachlass für Anwohner*innen durch Beteiligungsgesetze vorangetrieben werden,
    die die lokale Akzeptanz für den Ausbau der Windkraft erhöhen

    Nordseeschutz
    Das Meer bildet als das größte Ökosystem eine entscheidende Grundlage für unser
    ökologisches und ökonomisches Handeln. Die Nordsee gehört mit seinem zweimal täglich
    trockenfallenden Meeresboden – dem Watt – sowie Prielen, Flachwasser, Sandbänken,
    Dünen und Salzwiesen zu den größten natürlichen Lebensräumen, die wir im Westen
    Europas noch haben. Millionen von Watt- und Wasservögeln sind auf das Wattenmeer und
    den angewiesen. Die Nordsee gehört zu den natürlichsten Gebieten in Westeuropa. Um
    das Ökosystem in der Nordsee zu erhalten und zu stabilisieren, fordern wir:

    • konkrete Pläne zur konsequenten Plastikvermeidung und langfristig zum Verbot von
      Plastikprodukten, da Plastik mit weltweit jährlich neun Millionen Tonnen ins Meer
      gelangt
    • Keinen Tiefseebergbau
    • Vermeidung der Eutrophierung durch neue Wege in der konventionellen Landwirtschaft
    • Reduzierung der Stickstofflast in der Landwirtschaft und ein Pestizid-
      Reduktionsprogramm
    • Förderung und Effizienzierung der ökologischen Landwirtschaft, um ihre ökologischen
      Vorteile auszubauen und ökologischen Nachteile wie den Flächenverbrauch zu reduzieren
    • die konsequente Durchsetzung der Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft
      u.a. durch einen breit geförderten (Bund/Land - 50/50) Aufbau regional geschlossener
      Wertschöpfungsketten und Liefersysteme sowie eine regionale Herkunftskennzeichnung
  • die sofortige Einrichtung der im Koalitionsvertrag geplanten „Zukunftskommission
    Fischerei“ um eine nachhaltige Fischerei zu schaffen, von der Fischer*innen leben
    können, ohne die Umwelt unnötig zu belasten.
  • ein Verbot des Verklappens von Müll, etwa mit Schwermetallen belastetem
    Hafenschlick im Meer
  • Senkung der Kutterzahlen und Fischfangquoten in der Nordsee um ein Drittel
  • Förderung von Muschelaquakultur als Substitut zu Fischmehl
  • Verbesserung der Küstenwache, insbesondere im Hinbllick auf ihre
    Zuständigkeitsgebiete und Kompetenzen und Schiffssicherheit sowie Markierungssender
    für Giftcontainer